Wirtschaftsstatistik
Welchen inhaltlichen Fokus hatte die Veranstaltung?
Vermitteln der grundlegenden mathematischen Kenntnisse zur Darstellung und Auswertung von umfangreichem Datenmaterial mit betriebswirtschaftlichem Bezug.
Welche besonderen Aspekte möchten Sie herausheben?
Es wird immer schwieriger, die Studierenden „zufriedenzustellen“. Während früher schicksalsergeben hingenommen wurde, dass an die Tafel geschrieben wurde und man abschreiben musste, werden jetzt viele Vergleiche gezogen. Oft kommen Anmerkungen wie „Herr XY macht das aber so …“ – „Bei Frau XY bekommen wir aber das und das zur Verfügung gestellt“ – So schön es auch ist, dass es inzwischen so viele Möglichkeiten gibt, den Unterricht abwechslungsreich zu gestalten, es steigert die Erwartungshaltung der Studierenden. Dabei tritt in den Hintergrund, dass egal, wie toll wir etwas aufbereiten, die Studierenden am Ende sich hinsetzen und lernen müssen. Da führt kein Weg dran vorbei. Aber die Zahl derer, die sich hinsetzen nach dem Motto „Unterhalte mich und sieh zu, wie du das in mich reinkriegst“ steigt meines Erachtens.
Eine Sache habe ich inzwischen wieder aus meinem Konzept gestrichen: Ich hatte in Moodle vorgesehen, dass die Studierenden mir ihre Fragen schicken, nachdem sie sich vorbereitet hatten. Aufgrund der Fragen wollte ich die „Vorlesung“ gestalten. Diese Möglichkeit haben vielleicht 2 % genutzt, Also habe ich auf Anraten einer Kollegin die Fragen benotet. Auf einmal konnten die Studierenden Fragen stellen. Aber dann gingen die Diskussionen los: „Warum hat XY 2 Punkte auf die Fragen bekommen und ich nur einen Punkt?“ etc. Es ist mir nicht gelungen, den Studierenden zu vermitteln, dass „Ich habe nichts verstanden. Können Sie das in der nächsten Vorlesung wiederholen“ keine richtige Frage ist, während „Könnten Sie noch einmal erklären, warum bei der Herleitung von xyz davon ausgegangen werden darf, dass die Summe über …. 1 ist?“ eine gute Frage ist. Inzwischen gibt es keine Punkte mehr auf die Fragen – und es werden als Folge auch wieder keine Fragen mehr von den Studierenden eingereicht. Ich behandele in den Vorlesungen quasi jetzt die Standardfragen, die sich über die letzten Jahre herauskristallisiert haben. Ich bringe es auf der anderen Seite auch nicht fertig, wenn keine Fragen im Vorfeld gekommen sind, in die Vorlesung zu gehen und zu sagen: „Es gab keine Fragen, also haben wohl alle alles verstanden. Dann einen schönen Tag und bis nächste Woche.
Was ist ihre didaktische Vorgehensweise und welche Methoden wurden eingesetzt?
Die Studierenden arbeiten sich selbst in das Thema der kommenden „Vorlesung“ ein. Dazu erhalten sie einen Foliensatz mit der Theorie, Links zu Videos von mir mit Beispielrechnungen, Links zu comichaften und sehr kurzweiligen Videos einer anderen Hochschule und einen Online-Test, anhand dessen sie prüfen können, ob sie das Wesentliche verstanden haben. In der „Vorlesung“ wird die Theorie kurz zusammengefasst bevor sie anhand von Beispielen vertieft wird. Dabei gibt es Rechnungen an der Tafel aber auch viel Zeit für Gruppenübungen. Bei Letzteren nehme ich mir die Zeit um mit den Studierenden ins Gespräch zu kommen. Viele haben noch Fragen, trauen sich aber nicht, diese öffentlich zu stellen. Am Ende folgt oft noch eine Umfrage über particify. Da geht es meist darum, die Ergebnisse zu interpretieren. Dadurch habe ich einen guten Überblick, ob die Studierenden überhaupt verstanden haben, was sie da gerade berechnet haben. Wenn das Thema gut verstanden wurde, ist die Veranstaltung auch mal früher fertig.
Wie sind Transfer- oder Praxisbezüge in Ihrer Veranstaltung umgesetzt?
Der Schwerpunkt liegt auf betriebswirtschaftlich relevanten Fragestellungen. Aber ich betone immer, wie wichtig es darüber hinaus für jeden mündigen Bürger sein sollte, die statistischen Grundlagen zu beherrschen. Ich möchte die Studierenden dafür sensibilisieren, wo ihnen im Alltag permanent statistische Methoden begegnen, wie sie Manipulationen an Grafiken entdecken und Kennzahlen hinterfragen. Dazu präsentiere ich bewusst auch oft schlechte Beispiele z.B. aus dem Buch „So lügt man mit Statistik“ oder auch über die Website https://www.rwi-essen.de/presse/wissenschaftskommunikation/unstatistik mit der Unstatistik des Monats.